Uhrumstellungen gibt es überall. Nicht nur in Deutschland wurde während meiner blogabstinenten Zeit die Uhr umgestellt, sondern auch in Israel. Das Land ändert jeweils nichts daran, dass ich diese vermeintlich Strom sparende Naturrhythmusstörung immer noch nicht verstehen kann. Wenige Tage lang befanden wir uns zumindest zeitmäßig früher im Sommer als ihr in Mitteleuropa - vom klimatischen Sommer sprechen wir lieber nicht, ich möchte euch nicht zu sehr deprimieren.
Wie gesagt, hat diese Uhrumstellung nicht nur die Abende hier wieder länger gemacht, sondern auch an sich eine neue Zeit eingeläutet. Vergangenen Dienstag rechnete mir meine Mutter beim Skypen vor, dass es jetzt noch sage und schreibe 13 Wochen bis zu meiner Rückkehr sind - gerade, wo man denkt, dass alles läuft. Endspurt ist also angesagt.
Die letzte Runde zeichnet sich auch damit aus, dass die Freunde vom anderen deutschsprachigen Studienprogramm in der Dormitio teilweise schon wieder zurück in Deutschland sind oder zumindest auf dem Sprung dorthin. Während der Zeit von Nancys Besuch zu und nach Ostern durften wir in der Dormitio schöne (ja, das geht) Abschiedsabende und beeindruckende Gottesdienste erleben. In der langen Osternacht, einem der schönsten Gottesdienste, die ich je erlebt habe, die um drei Uhr morgens begann, kurz nach sechs in der Früh endete und nahtlos ins Frühstück überging, schien die Zeit stillzustehen. Beim Orgelnachspiel im Abschiedsgottesdienst der Dormitianer hätte ich sie am liebsten angehalten - Pater Ralph ließ aus dem Nichts mein Lieblingsorgelstück, die Toccata der 5. Orgelsinfonie von Charles-Marie Widor, erklingen und brachte mich zum Staunen wie ein kleines Kind.
Eine Woche vor der Karwoche machte sich ein Großteil von Studium in Israel auf zur anderen Seite des Jordans. In Jordanien warteten auf uns viele neue Eindrücke, eine beeindruckende Landschaft, eine andere Kultur und ... wer hätte es gedacht: eine andere Zeitzone.
Man blickt über den Fluss, bzw. das Rinnsal, sieht die Gilboa-Berge und den See Genezareth aus einer anderen Perspektive und ist eine Stunde in der Zukunft - verrückter geht es nicht.
Über meinen Jordanienaufenthalt könnte ich ganze Bücher schreiben. Weil ich heute aber nach überstandener Talmudprüfung und kurzer Nacht euch und mir ausführliche Berichte ersparen will, gibt es ein paar Impressionen aus dem Land jenseits des Rinnsals:
Der See Genezareth - aus der anderen Richtung von Gadara aus |
Alte Steine in Gerasa - Eine beeindruckende römisch-hellenistische Stadt |
Liebevoll ausgestellte Relikte der Religionsgeschichte... |
Machiräus - dort wurde der Überlieferung nach Johannes der Täufer gefangen gehalten. Im Hintergrund das Tote Meer. |
Einst schaute dort Mose das Land Kanaan, heute thront dort majestätisch oberschwäbische Baukunst. Der Berg Nebo. |
Karge Wüstengegend und doch so eindrucksvoll. Das Arnon-Tal auf dem Weg nach Petra. |
Die Schwarze Iris - die Nationalblume Jordaniens |
Perspektivwechsel: Jerusalem aus kleinen Steinchen |
Na? Beeindruckt? - Zurecht!
Ihr wundert euch vielleicht, wieso ich die Bilder nicht in den Text einbette. Eigentlich wollte ich das ja, aber einerseits passt das ja auch gar nicht zu den andächtigen Beschreibungen der Gottesdienste und andererseits bin ich technisch einfach unfähig heute Abend. Vielleicht klappt es das nächste Mal wieder.
Auf alle Fälle habe ich eigentlich noch unzählige Blogeinträge in Petto, aber eines nach dem anderen...
Ich schicke euch viele Grüße in die Heimat.
Euer Martin