obwohl die Überschrift es vermuten lässt, hat Studium in Israel e.V. keinen Arbeitskreisbeschluss gefasst, dass ab sofort alle Studierende einen Astronomiekurs belegen müssen - wobei das auf Hebräisch bestimmt auch einmal amüsant wäre. Naja, man muss ja nicht alles haben...
Vergangenen Samstag veranstaltete das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaften des Heiligen Landes (DEIAHL) in Kooperation mit der Erlöserkirchengemeinde eine Gemeindefahrt nach Megiddo und Caesarea maritima. Der humorvolle und hochkompetente Leiter der Exkursion war Prof. Vieweger, der gleichzeitig auch die Leitung des DEIAHL inne hat.
Als erstes möchte ich euch nach Megiddo mit hineinnehmen und euch ein paar Dinge zeigen:
Im Tor ein Blick auf zwei Kammern. |
Herzlich Willkommen in meiner bescheidenen Stadt. Leider haben die Jahrhunderte von ihr nicht mehr viel von ihr übrig gelassen, aber trotzdem ist sie noch ein wahres Schmuckstück.
Meine Gäste heiße ich, der Stadtkönig, in diesem Tor willkommen. Ganz klassisch, wie viele andere vor 3000 Jahren, hat es sechs Kammern. Dort vertrieben sich nicht nur die Wachen ihre Zeit mit Spielen wie "Ich sehe was, was du nicht siehst (und das ist staubig grau)", sondern hier fand auch die Rechtssprechung statt. Wenn zwei Personen Probleme miteinander hatten, versammelten sie sich im Tor, um einen Richter entscheiden zu lassen.
Wenn ihr jetzt denkt, dass das alles von meinem Tor ist, dann liegt ihr falsch. Oben auf diesem Steinfundament gab es noch weitere Stockwerke aus Holz, was natürlich auch mehr Eindruck bei meinen Besuchern und Feinden schinden konnte. In diesen Holzzimmern arbeiteten meine Generäle und andere Beamten. Ob das so ganz sicher war, kann ich jetzt aber auch nicht mehr sagen. Ist ja schließlich auch schon eine Weile her.
Übrigens: Dieses Tor ist nur ein Teil einer imposanten Toranlage, die noch größer war. Okay, genug angegeben mit dem Tor - lasst uns einen Blick ins Innere der Stadt wagen.
Ich sagte doch: es blieb nicht viel übrig. Leider haben Möchtegern-Archäologen aus einem Land, das mit U anfängt und mit A aufhört (und es ist nicht Uganda), Anfang des 20. Jahrhunderts eine schicke Kerbe in den ganzen Hügel eingegraben, sodass noch weniger übrig ist als vorher. Immerhin haben sie die Palmen von damals stehen lassen...
Der erste übrigens, der laut Prof. Vieweger richtig die Stadt ausgegraben hat, war der Schwabe Gottlieb Schumacher, seines Zeichens eigentlich Bauingenieur und Architekt: Wir können alles - auch ohne es gelernt zu haben - außer hochdeutsch.
Zum Schluss mein persönliches Highlight von Megiddo: Die scheinbaren Ställe des Salomo, oder: Wenn man etwas finden will, findet man es auch (vorläufig). Bei der Erkundung Megiddos fielen den Archäologen Tröge ins Auge und weil sie in der Bibel bewandert waren, schlossen sie unmittelbar darauf, dass dort die Pferdeställe Salomos gewesen sein müssen, von denen in den Königebüchern berichtet wird. Nun zogen sich diese Tröge aber durch das ganze Gebäude und die Grundmauern lassen auch keinen anderen Eingang erwarten. Wie hätten die armen Tiere denn in ihren Stall kommen sollen? Prof. Vieweger vermutete scherzhaft, dass sie jedes Mal am Dach böse den Kopf angeschlagen haben müssen. Gleichzeitig wurde dort nicht einmal der Hauch eines Pferdeäpfelchens gefunden, was mit heutigen Methoden recht gut nachweisbar ist. War es also vielleicht doch eher ein Vorratsgebäude? Dass die Pferde trotzdem eingezogen sind, sieht man ja...
So, genug geschwärmt von diesem großartigen Ort! Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen mit hineinnehmen in die alte Zeit. Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, aber das Interessanteste ist gesagt. Über Caesarea kann ich auch ein anderes Mal noch berichten.
Bis dahin ein schönes Wochenende und herzliche Grüße aus dem zappendusteren Jerusalem,
euer
Martin
Einblick in unsere schöne Jaffostraße |
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