lange Zeit stand meine Blogwelt still. Das lag weniger daran, dass sich hier nichts getan hat, sondern eher daran, dass es zu viel war.
Gerade eben schallt Bachs "Jauchzet, frohlocket" durch unsere Wohnung und man merkt langsam doch, dass es Weihnachten wird. Bei konstanten Temperaturen zwischen 8 und 13°C war das bisher kaum der Fall und im Gegensatz zu Deutschland sind die Einkaufshäuser und Läden hier (erst recht nicht ab September) mit Weihnachtsschmuck verziert. Also, woran soll man merken, dass es bald Weihnachten wird?
a) Weihnachtspakete kommen an: Ein wahnsinniges Weihnachtspaket mit Süßigkeiten, Tannenzweig, Kerzen, Räucherkerzen und Wurst sprang mir heute aus den Händen des Postbeamten entgegen und hob mich den halben Tag auf Wolke sieben. Vielen herzlichen Dank an die edlen Absender auch noch einmal von dieser Stelle aus. Soweit ich das verstanden habe, dürfte auch bald ein Geschwisterchen für das Paket folgen.
b) Adventsbasar mit Glühwein: Jedes Jahr erwartet die Erlöserkirchengemeinde alle, die kommen möchten, mit einem riesigen Adventsbasar, auf dem Glühwein ausgeschenkt wird, heiße Rote an große Kinder mit noch größeren Augen verkauft werden und noch viele Bücher, Kleidungsstücke und andere Kleinigkeiten ihren Besitzer wechseln. Es war schön zu sehen, wie arabische Frauen aus Silwan an einem Stand ihre Waren feilboten und Israelis an ihnen vorbeischlenderten. Im Kreuzgang der Propstei keimen so zu Weihnachten immerhin jährlich kleine Hoffnungsknospen.
Hoffnungsknospen, die dieses Land dringend gebrauchen kann. Vergangenen Sonntag waren wir (mein Besuch Conny, mein Mitbewohner Biff und unser Volo-Freund Jakobus) in Bethlehem und Beit Jalla und machten uns gegen Ende unseres Besuchs dort entlang der Mauer auf zum berüchtigten Checkpoint 300. Ein Checkpoint, der an manchen Stellen an einen Schlachthof erinnert. Enge vergitterte Gänge, die über einige Meter ohne Ausweichmöglichkeit in Schlangenlinien auf den Kontrollpunkt hinführen, an dem man dann wieder einmal eine Flughafenkontrolle durchläuft.
Passend zu Weihnachten, um wieder von dem düsteren Thema wegzukommen, besuchten wir in Bethlehem auch die Geburtskirche. Die Freunde des Kirchenbaus und der Tradition mögen es mir nachsehen, wenn ich die Geburtskirche in erster Linie mit einem Lampenladen vergleiche. Viele verschiedene Leuchter, die von der Decke hängen, bringen die Ikonen ins rechte Licht. In der Geburtsgrotte selbst stand bei unserem Besuch zum einen die Luft und zum anderen eine russische Reisegruppe, die ein Loblied anstimmen wollte, aber ein zuständiger Mönch verbat es ihnen. Was soll man machen? Genau, einfach leise summen, sobald er die Grotte wieder verlassen hat.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKiKfXA6WkFMKdwPZ70Cqe1I8taIelw_HVRX9gUQA9NDo_WsS1zbgi5enSYQFUONU2Ul6rCe_VtW_Rn8_efYMXjsN184tukyq_nTRzgq4fULq6YU5_skCAiAXBovI-PkESA6hSTtUhhMAp/s400/CIMG1097.JPG)
Was macht man mit einem Besuch aus Deutschland abgesehen von einer christlichen und politischen Exkursion in die Westbank? Eine jüdische und politische Exkursion natürlich! Diese Exkursion führte uns vergangenen Dienstag nach Massada, eine Bergfestung, die von Herodes dem Großen am Rande des Toten Meers gebaut wurde. Besonders im jüdischen Krieg (66-70 n.Chr.) wurde Massada zu einer wichtigen Stätte, da sich dort bis 73 n.Chr. noch die letzten Rebellen verbargen. Als Herodes die Festung bauen ließ, wurde für ihn dort eigens ein Palast eingerichtet. Wenn ich in meinem Flavius-Josephus-Locus im Stift richtig aufgepasst habe, dann diente der Palast in Massada hauptsächlich als Winterresidenz, falls man in Jerusalem in dieser Zeit zu kalte und in Caesarea zu nasse Füße bekam. Überreste eines Badehauses und die Ruinen einiger Wohnhäuser zeigen heute, wie die Stadt in dieser Zeit geblüht haben muss. Als am Ende des Jüdischen Aufstandes, lange nach Herodes, Massada immer noch in Rebellenhand war, sahen sich die Römer dazu gezwungen, ein Exempel zu statuieren, damit allen Widerständlern gezeigt wird, wer der wirkliche Herr im Land ist. In einem Kraftakt häuften die Römer eine Rampe an, um die ungewöhnlichen Steigung zu bewältigen können und die letzten Rebellen zu töten. Als die Rebellen erkannten, dass ihre letzte Stunde geschlagen hat, beschlossen sie, sich gegenseitig zu töten, damit sie nicht den Römern in die Hand fallen.
Auf dem Hochplateau, das wir 50 min Fußmarsch später und 350 Meter höher als vorher erreichten, bot sich uns eine herrliche Aussicht über die judäische Wüste, das Tote Meer und das Bergland um uns herum. Auch wenn von der einst mächtigen Festung nicht mehr viel zu sehen ist, zeigen ein altes Badehaus, die Überreste von Herodes' Palast und einzelne Häuserruinen, wie belebt die Anlage einst gewesen sein muss. Politisch ist Massada daher interessant, dass auch heute junge israelische Soldaten auf der ehemaligen Festung vereidigt werden. Der letzte Satz dort, "Massada soll nicht wieder fallen", zeigt, wie stark die fast 2000 Jahre alte Geschichte mit der Situation heute verbunden wird.
Damit ihr alle in der Heimat auch nicht vergesst, wie ich aussehe, entstand an diesem Wochenende dieses Bild. Da könnt ihr euch selber davon überzeugen, dass ich noch völlig am Stück bin und noch keine Hungererscheinungen aufzeige :-)
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrmAi3Q8vyMrIyQB4NyC1psj-BcMR7xjIGqHYLxKm8Jyvu8g1hjY4jv3tlY7EiqRms18PSHPVHui01NJYyuXn_RVP8BDUKpoUxc-HIVTDR7UIH1Al9ziRqNa9qWH63OoVLqheURX-IsDEK/s640/IMG_2154.JPG)
Ich wünsche euch eine gute, ruhige restliche Adventszeit und lasse (wirklich!) vor Weihnachten noch einmal mit einem Blog von mir hören!
Viele Grüße,
euer Martin
Hoffnungsknospen, die dieses Land dringend gebrauchen kann. Vergangenen Sonntag waren wir (mein Besuch Conny, mein Mitbewohner Biff und unser Volo-Freund Jakobus) in Bethlehem und Beit Jalla und machten uns gegen Ende unseres Besuchs dort entlang der Mauer auf zum berüchtigten Checkpoint 300. Ein Checkpoint, der an manchen Stellen an einen Schlachthof erinnert. Enge vergitterte Gänge, die über einige Meter ohne Ausweichmöglichkeit in Schlangenlinien auf den Kontrollpunkt hinführen, an dem man dann wieder einmal eine Flughafenkontrolle durchläuft.
Passend zu Weihnachten, um wieder von dem düsteren Thema wegzukommen, besuchten wir in Bethlehem auch die Geburtskirche. Die Freunde des Kirchenbaus und der Tradition mögen es mir nachsehen, wenn ich die Geburtskirche in erster Linie mit einem Lampenladen vergleiche. Viele verschiedene Leuchter, die von der Decke hängen, bringen die Ikonen ins rechte Licht. In der Geburtsgrotte selbst stand bei unserem Besuch zum einen die Luft und zum anderen eine russische Reisegruppe, die ein Loblied anstimmen wollte, aber ein zuständiger Mönch verbat es ihnen. Was soll man machen? Genau, einfach leise summen, sobald er die Grotte wieder verlassen hat.
Was macht man mit einem Besuch aus Deutschland abgesehen von einer christlichen und politischen Exkursion in die Westbank? Eine jüdische und politische Exkursion natürlich! Diese Exkursion führte uns vergangenen Dienstag nach Massada, eine Bergfestung, die von Herodes dem Großen am Rande des Toten Meers gebaut wurde. Besonders im jüdischen Krieg (66-70 n.Chr.) wurde Massada zu einer wichtigen Stätte, da sich dort bis 73 n.Chr. noch die letzten Rebellen verbargen. Als Herodes die Festung bauen ließ, wurde für ihn dort eigens ein Palast eingerichtet. Wenn ich in meinem Flavius-Josephus-Locus im Stift richtig aufgepasst habe, dann diente der Palast in Massada hauptsächlich als Winterresidenz, falls man in Jerusalem in dieser Zeit zu kalte und in Caesarea zu nasse Füße bekam. Überreste eines Badehauses und die Ruinen einiger Wohnhäuser zeigen heute, wie die Stadt in dieser Zeit geblüht haben muss. Als am Ende des Jüdischen Aufstandes, lange nach Herodes, Massada immer noch in Rebellenhand war, sahen sich die Römer dazu gezwungen, ein Exempel zu statuieren, damit allen Widerständlern gezeigt wird, wer der wirkliche Herr im Land ist. In einem Kraftakt häuften die Römer eine Rampe an, um die ungewöhnlichen Steigung zu bewältigen können und die letzten Rebellen zu töten. Als die Rebellen erkannten, dass ihre letzte Stunde geschlagen hat, beschlossen sie, sich gegenseitig zu töten, damit sie nicht den Römern in die Hand fallen.
Damit ihr alle in der Heimat auch nicht vergesst, wie ich aussehe, entstand an diesem Wochenende dieses Bild. Da könnt ihr euch selber davon überzeugen, dass ich noch völlig am Stück bin und noch keine Hungererscheinungen aufzeige :-)
Ich wünsche euch eine gute, ruhige restliche Adventszeit und lasse (wirklich!) vor Weihnachten noch einmal mit einem Blog von mir hören!
Viele Grüße,
euer Martin
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